Draußen spielen

Draußen spielen – Studie der Konrad Adenauer Stiftung September 2018

Eine im September 2018 veröffentliche Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung befasst sich mit dem Thema „Draußen spielen“ und kommt zu dem Schluss, dass es ein unterschätzter Motor der kindlichen Entwicklung ist. Das wissen wir Pädagogen, die sich auf Erziehung und Arbeiten mit Kindern im Wald spezialisiert haben, schon lange.

Es wird festgestellt, dass sich Lebensbedingungen in denen sich unsere Kinder bewegen in den letzten Jahrzehnten geändert haben. Die Studie erläutert im Detail folgende Aspekte:

  • Fehlende Freiräume und Einschränkung durch Straßenverkehr
  • Fehlende Grünflächen vor allem innerstädtisch
  • Spielen unter Termindruck
  • Hohes Sicherheitsbedürfnis der Eltern
  • Steigender Einfluss durch Konsum und Medien

Eigenes Spiel ist ein biologisch angelegtes Bedürfnis und in der Menschheitsgeschichte ein selbstverständlicher Bestandteil der Kindheit. Wir Eltern geben dabei nur die zeitlichen und räumlichen Grenzen und ermöglichen dem Kind im Rahmen seiner Spielhandlung Sinneserfahrungen, körperliche Bewegung und soziale Interaktion.

Dem Draußenspiel wird dabei eine besondere Rolle zugeschrieben. Dem erhöhten Bewegungsbedürnis von Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren stehen lange Schulzeiten und digitale Medien im Weg. Körperliche Bewegung wird als entwicklungsfördernd und Entwicklungsmotor dargestellt, und verbessert die Gesamtkonstitution der Kinder. Dennoch, 70 Prozent der Kinder erfüllen nicht die WHO empfohlene Mindestanforderung der täglichen Bewegung. Wegen dem Konsum digitaler Medien steigt weltweit die Kurzsichtigkeit bei Kindern an.
Es wird auf die Folgen des fehlenden Trainings von Sozialverhalten und Sprachkompetenz eingegangen sowie der Selbstwirksamkeitserfahrung.
Neben den wertvollen tatsächlichen positiven Erfahrungen mit der realen Welt wird die steigende Risikokompetenz statt Risikovermeidung dargelegt und zu guter Letzt auf die folgende Entspannung der Familienatmosphäre.

Die Autoren kommen dann zu einem spannenden Punkt: Das Draußenspiel ist sowohl von Wissenschaft, Politik und Verwaltung unzureichend berücksichtigt. In den Sozialwissenschaften wird das Problem marginalisiert und im schlimmsten Fall als überwundene Tradition und nicht als wichtiger Bestandteil moderner Kindheit betrachtet.

Es wird ein politischer Auftrag formuliert und Freiräume für Kinder zu ermöglichen:

  • Spielräume im öffentlichen Raum schaffen
  • Ganztagsbetreuung und Spielen im Freien ist wichtig

Dabei ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik, Eltern, Pädagogen und Ärzten notwendig.

Es folgen politische Schlussfolgerungen unter den gegebenen gesetzlichen Grundlagen, die die Koordination der Zuständigkeiten in den Fokus stellt. In Schulen und Kindertagesstätten sollen gesetzliche Grundlagen zum eigenständigen Draußenspiel geschaffen werden. Die Gesundheitspolitik sollte bewegungsmangelbedingten Krankheiten wirksame Programme zur Förderung von Alltagsbewegung entgegensetzen, die eine breite Masse von Betroffenen anspricht. Kommunen sollen mit einem Leitbild der Raumplanung eine eigenständige, sichere Mobilität für Kinder im Freien ermöglichen. Speziell Schulwege sollten eigenständig zurücklegbar sein.

Die Studie wurde unter der Leitung von Dr. Christiane Richard-Elsner innerhalb einer interdisziplinären Arbeitsgruppe „Draußenkinder“ erstellt und von der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. veröffentlicht.

http://www.kas.de/wf/de/33.53570/

Die Erkenntnisse der Studie über das mangelnde Draußenspielen und dessen Folgen sind meines Erachtens wenig überraschend. Vielmehr Wichtig ist die Erkenntnis der fehlenden Verantwortung der Problematik und entsprechende direkte Verantwortungsübergabe an die genannten Instanzen, die hier gefordert wird. Allerdings kommt mir ein Punkt viel zu kurz, der womöglich nicht Bestandteil der Forschung hier ist: Die Eltern. Wir haben es doch in der Hand!

  • Motiviert die Kinder zum draußen spielen – verbündet euch mit anderen Eltern
  • Macht Initiativen zur Erneuerung und Schaffung von Außenspielbereichen
  • Lebt es vor – geht in den Wald!
  • Seid nicht so ängstlich, traut euren Kindern etwas zu

In diesem Sinne: Handy weg und ab nach draußen!

 


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